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Jllario Engler
Jllario Engler
/23.06.23

Bild von verschiedenen Cookie Bannern

Was ist Cookieless Tracking? Wie funktioniert Cookieless Tracking? Tracking ohne Cookies – wie soll das gehen? Diese Fragen haben wir uns auch gestellt und haben drei Alternativen zu Google Analytics für drei Monate getestet. Namentlich Matomo, Nilly und Plausible.

Sie kennen die unzähligen Cookie Consent Banner (siehe Bild oben), welche bei den meisten Webseiten weggeklickt werden müssen? Diese eher nervigen Banner informieren Sie unter anderem darüber, dass neben den technisch notwendigen Cookies, im Hintergrund auch einige Dienste weitere Informationen über Sie und Ihr Nutzerverhalten sammeln und diese teils auch an Dritte weitergeben. Doch es geht auch ohne Cookies, mit dem sogenannten Cookieless Tracking.

Was ist Cookieless Tracking?

Beim Cookieless Tracking verzichtet man auf herkömmliche Cookies und setzt stattdessen auf Alternativen, bei denen andere Methoden verwendet werden, um Informationen zu sammeln. Mögliche alternative Tracking Methoden sind:

Device Fingerprinting:

Diese Methode nutzt eine Vielzahl von Geräteinformationen, um ein Profil für den Nutzer zu erstellen. Dazu gehören z. B. die Bildschirmauflösung, die installierten Schriftarten, die Sprache des Browsers, der Gerätetyp und die Betriebssystemversion. Diese Informationen können genutzt werden, um das Verhalten des Nutzers auf der Website zu verfolgen und personalisierte Empfehlungen und Werbung anzubieten. In diesem Video von Seon wird ziemlich gut veranschaulicht, wie diese Tracking Methode funktioniert:

Device Finger Printing explained by Seon

Server-Side-Tracking:

Bei diesem Ansatz wird die Verfolgung auf der Serverseite durchgeführt, ohne Cookies oder andere Tracking-Technologien auf dem Gerät des Nutzers zu verwenden. Hierbei wird die IP-Adresse des Nutzers oder eine eindeutige Kennung verwendet, um den Nutzer zu identifizieren. Wenn dieser Aktionen ausführt oder erneut auf die Webseite kommt, kann der Server diese ID verwenden, um sie einer bestimmten Sitzung zuzuordnen.

Local Storage:

Eine weitere alternative Methode für cookieless Tracking ist die Verwendung von Local Storage. Hierbei werden Daten auf dem Gerät des Nutzers gespeichert, ohne Cookies zu verwenden. Diese Methode kann jedoch von einigen Browsern blockiert werden.

URL-Parameter-Tracking:

Hierbei werden Tracking-Informationen in den URLs der besuchten Seiten eingebettet. Dies kann jedoch problematisch sein, da einige Browser oder Suchmaschinen die URLs aus Datenschutzgründen anonymisieren oder verstecken.

Entfällt der Cookie-Banner beim cookieless Tracking?

Nein, denn oft kommen eine Vielzahl verschiedener Cookies bei einer Webseite zum Einsatz. Einige davon sind essentiell, um die Funktionen einer Webseite zu gewährleisten. So können beispielsweise Cookies gesetzt werden, wenn Sie etwas in den Warenkorb verschieben, aber auch schon bei Schriften, welche über Google Fonts verwendet werden, nutzen kleine Krümel. Deshalb lässt sich der Cookie Banner nicht einfach umgehen, nur weil man ein Cookieless Tracking verwendet. Sie fragen sich nun vielleicht, wieso es denn überhaupt Sinn macht, auf cookieless Tracking umzusteigen, wenn man die nervigen Banner trotzdem nicht wegkriegt. Die Antwort ist aus unserer Sicht einfach: Wieso nicht? Beim Tracking geht es vielen unserer Kunden darum zu verstehen, was auf der Website passiert. Sie fragen sich, ob gewisse Aktionen ausgeführt oder Ziele erfüllt werden. In schätzungsweise 90% der Fälle genügen die Informationen und Leistungen dieser Dienste also vollkommen aus und gewährleisten auch mehr Privatsphäre für die Kunden. Aus diesem Grund haben wir uns gedacht, einige der cookieless Tracking-Alternativen zu Google Analytics 4 zu testen.

Alternativen zu Google Analytics 4

Die Fülle an Analytics und Tracking Tools ist gross. Auch für cookieless Dienste gibt es eine Vielzahl an Lösungen. Wir haben uns für drei der gängigsten Varianten entschieden und erklären in Kürze, weshalb wir genau diese drei ausgewählt haben.

  • Matomo Matomo ist eine der wohl umfangreichsten Alternativen. Von Heatmaps, A/B-Testings, E-Commerce Tracking bis hin individuellen Reportings ist hier alles dabei. Will man also einen ähnlichen Umfang wie bei Google Analytics 4, ist man mit Matomo gut bedient. Ausserdem ist Matomo eine opensource Software, was natürlich bestens zu uns passt. (siehe dazu unsere OS-Beiträge)

  • Plausible Plausible Analytics ist das ziemliche Gegenteil von Matomo, darauf ausgelegt, dass die Würze in der Kürze liegt. Es ist folglich nicht als Klon von Google Analytics 4 gedacht, aber bietet viel Flexibilität – je nach Informationsbedarf. Ausserdem ist Plausibles Script 45 mal kleiner als das von Google Analytics 4. Aus SEO-Perspektive also eine Goldmine. ;)

  • Nilly Eine weitere Alternative bietet Nilly, welche in der Schweiz gegründet wurde und seine Daten in der Schweiz hostet. Diesen auch auf das Wesentliche ausgerichtete cookieless Tracking-Service haben wir gegenüber Fusedesk – ebenfalls ein Schweizer Player – vorgezogen, da sie in puncto Pricing für unsere Kunden flexiblere Modelle anbieten können.

Doch was sind denn nun genau die Unterschiede und weisen die verschiedenen Tracking Methoden denn auch die gleichen Werte bei unterschiedlichen Kennzahlen auf?

Die verschiedenen Services im Vergleich

Für unseren Test haben wir alle Tracking-Dienste auf unserer Website eingebunden und die unterschiedlichsten Kennzahlen miteinander verglichen. Hier ein Auszug der Zugriffe auf die Website im Zeitraum vom 23. Mai 2023 bis 20. Juni 2023 (von links oben: 1. Google Analytics, 2. Plausible, 3. Matomo, 4. Nilly). Interessanterweise ist sowohl bei Plausible als auch bei Matomo der Peak am 13. Juni, der bei Google Analytics stattgefunden hat, nicht sichtbar. Bei Nilly ist dieser Peak erkennbar. Die Anzahl der Nutzer über den gesamten Monat stimmt jedoch bei den meisten Diensten überein. Nur Nilly liegt hier deutlich über dem Durchschnitt.

Seitenaufrufe im Vergleich Google Analytics 4, Plausible, Matomo, Nilly

Seitenaufrufe im Vergleich Google Analytics 4, Plausible, Matomo, Nilly

Schaut man sich andere Kennzahlen an, wie z. B. die Seitenaufrufe, stellt man fest, dass die Zahlen nicht immer ganz übereinstimmen, aber die Trends oft erkennbar sind. So sieht man im Beispiel unten, dass unsere Teamseite doch recht beliebt ist ;). Dieses Bild zieht sich eigentlich durch die meisten Tabellen, Grafiken und Kennzahlen.

URL Abfrage im Vergleich Plausible, GA4, Nilly

Als Fazit lässt sich festhalten, dass Cookieless Tracking-Services durchaus ihre Daseinsberechtigung haben. Gerade wenn es darum geht, einfach zu verstehen, welche Inhalte auf der Seite gut performen und welche weniger, liefern diese Trenddaten bereits einige Erkenntnisse. Was aber, wenn man es etwas genauer wissen will oder die Anforderungen an das Tracking etwas weiter gefasst sind?

Individualisierung & Schnittstellen

Für einige Anwendungsfälle ist es mit der Implementierung einer Analytics-Lösung noch nicht getan. Viele User möchten individualisierte Reports für einzelne Entscheidungsträger, welche zum Teil ganz spezifische Dinge nachvollziehen möchten. Hierfür müssen spezifische Events bzw. Ereignisse auf der Website angelegt werden, die meist über das Standardreporting der Analytics-Lösungen hinausgehen. Wieder andere möchten die Ziele, welche sie auf der Webseite verfolgen, mit den Werbemassnahmen, welche sie über Google Ads oder Microsoft Ads verfolgen, in Einklang bringen. Dies erfordert integrative Systeme und Schnittstellen. In Google Analytics 4 kann dies direkt über den Google Tag Manager oder über Funktionen in Google Ads erfolgen. 

Entscheidet man sich aber z. B. für Matomo, ist man auf weitere Dienste wie catchr oder Supermetrics angewiesen, die eine Anbindung für externe Dienste und Schnittstellen wie z. B. Lookerstudio ermöglichen. Für diese Dienste fallen dann weitere Kosten an, die je nach Nutzung monatlich variieren. Bei Plausible gibt es weitere Skripte für spezifische Events, die man je nach Bedarf und Anwendungsfall einrichten kann.

Wenn man sich also entscheidet, von Google Analytics 4 wegzugehen, sollte man sich einige Gedanken über seine Tracking-Bedürfnisse machen und prüfen, ob man Schnittstellen zu Google Ads und anderen Diensten benötigt.

Unsere Empfehlung

Als übersichtliche und kostengünstige Lösung, die den meisten Website-Betreibern eine gute Entscheidungsgrundlage bietet, hat uns Plausible in diesem Test am meisten überzeugt. Bei Nilly war das ständige Einloggen durch den Magic Link etwas umständlich und es bietet deutlich weniger Flexibilität beim Tracking. Für ein etwas umfassenderes Tracking können wir Matomo guten Gewissens empfehlen. Es ist zwar aufgrund der vielen Optionen etwas unübersichtlicher, bietet aber wirklich eine grosse Auswahl an Tracking-Methoden und deckt so ziemlich jeden Anwendungsfall ab. Wenn ein Kunde eine dieser Methoden ausprobieren möchte, kann er sich gerne an uns wenden und wir helfen ihm bei der Einrichtung oder stehen ihm beratend zur Seite.